Ein Gedächtnis wie ein Elefant - oder doch nicht?

Gelesenes langfristig behalten und Plagiate vermeiden

(Bildnachweis: James Hammond on Unsplash)

Der eigenen Erinnerung kann man doch gut vertrauen. Ich weiß genau, was ich heute zum Frühstück gegessen habe, was gestern Abend in meiner Lieblingsserie bei Netflix passiert ist und vor allem, zu welchen neuen Forschungsergebnissen die Vorreiter meines Fachgebietes gekommen sind. 
 

Der Schein trügt 

Dass uns manchmal die eigene Erinnerung ein Schnippchen schlagen kann, bezeugt die Rechtspsychologin Julia Shaw in Ihrem Buch “Das trügerische Gedächtnis”. In Gesprächen wurden so Probanden davon überzeugt, sie hätten ein bestimmtes Schlüsselerlebnis in Ihrer Kindheit durchlebt. Haben Sie aber tatsächlich nicht, wie ihre Eltern richtigstellten.  
So waren sogar 70% der Probanden nach den Gesprächssitzungen überzeugt, eine Straftat begangen zu haben! 

Die Grenze zwischen Einbildung und Erinnerung ist demnach fließend. 

 
Unterstützen Sie Ihre Erinnerung 

Dass daraus kein Verbrechen beim wissenschaftlichen Arbeiten wird, sollten Sie Ihrer eigenen Erinnerung auf die Sprünge helfen. 
Im schlimmsten Fall verhindern Sie so, unabsichtlich zu plagiieren.  

Erstellen Sie Zusammenfassungen, halten Sie wörtliche Zitate unabänderbar fest und notieren Sie Ihre Gedanken dazu. So bringen Sie die Wahrheit nicht mit der eigenen (Wunsch-)Vorstellung durcheinander. 
 
Entwickeln Sie ein System, wie Sie Ihre eigenen Gedanken und die der Autoren auseinanderhalten.  
 
Die Inhalte gelesener Texte notiere ich gerne in Notizblöcken mit breitem Rand. So bleibt mir viel Platz für meine eigenen Gedanken und Ideen zu den gelesenen Abschnitten. Dafür nutze ich den rechten Rand. Am linken Rand halte ich die Seitenzahl fest, von der ich die Aussage entnommen habe. Bibliographische Angaben (Autor, Titel, Jahr etc.) stehen als Überschrift der persönlichen Notiz darüber. 
Um den Effekt zu verstärken, nutze ich Stifte mit verschiedenen Farben. 
Das hilft mir und meinem visuellen Gedächtnis am besten. 
 
Der Nachteil ist: ich brauche mitunter lange, Dinge wiederzufinden. 
Dieses Problem wird bei elektronischen Notizsystemen (z.B. Evernote) durch Such-Funktionen gelöst. 
 
In der Wissensorganisation von Citavi stehen Ihnen zur Unterstützung Ihres Gedächtnisses verschiedene Wissenselemente (in unterschiedlichen Farben) zur Verfügung.  
Entscheiden Sie selbst, ob Sie wörtliche Zitate abtippen oder eine kurze Zusammenfassung schreiben möchten. Ihre eigenen Gedanken halten Sie separat fest. 
Den Bezug zur Original-Quelle verlieren Sie nicht, da Ihre Wissenselemente mit den bibliographischen Angaben fest verknüpft sind. 
 
Behalten Sie schon beim Eintragen der Wissenselemente das Wiederfinden im Blick! Vergeben Sie eigene Schlagwörter oder Kategorien, die Sie sich gut merken (Recall) und so schnell wiederfinden (Recognition) können. 

 

 

Egal für welche Methode Sie sich entscheiden: 

Ihre wertvollen Exzerpte helfen Ihnen, nicht vom rechten Weg abzukommen. 
Zitieren Sie Erkenntnisse anderer korrekt und grenzen Sie Ihre eigenen Gedanken und Ergebnisse davon ab.  
So entlasten Sie Ihr Gedächtnis, lösen Ihr Verwirrung und wirken unbeabsichtigten Plagiaten entgegen. 
 

Wie gehen Sie vor, um nichts zu vergessen? 
Welche Methode verwenden Sie, um eigene Gedanken und Zitate zu trennen? 

 
Machen Sie sich Notizen in einem Notizbuch, tippen Sie wichtige Passagen und Ihre Ideen ab, ist Ihr Schreibtisch gepflastert mit Klebezetteln oder pflegen Sie Karteikästen? 

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Zur Vertiefung: 

Bergman, Ofer (2013): Variables for personal information management research. In: Aslib Proceedings 65 (5), S. 464–483. DOI https://doi.org/10.1108/AP-04-2013-0032
 
Blair, Ann (2010): Too much to know: managing scholarly information before the modern age. New Haven [Conn.]: Yale University Press. ISBN 978-0-300-11251-1
 
Shaw, Julia (2016): Das trügerische Gedächtnis. Wie unser Gehirn Erinnerungen fälscht. Unter Mitarbeit von Christa Broermann. München: Carl Hanser Verlag. ISBN 978-3-446-44877-3 

Erstellt von: Jana Behrendt – Veröffentlicht am: 27.03.2018
Tags: Wissen managen


Über Jana Behrendt

Jana Behrendt interessiert sich für alles rund um die persönliche Wissensorganisation – wie man es von einer studierten Bibliothekarin erwarten würde. Dafür liest sie in Ihrer Freizeit ziemlich wenig. Sie liebt es aber, in den Schweizer Bergen zu wandern – solange sie nicht nach unten schauen muss.

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