Ideen sammeln mit System

Drei Methoden um Ihre Notizen und Ideen beim Lesen festzuhalten


Bildnachweis: Free-Photos on pixabay

Bevor Sie Ihre Forschungsarbeit schreiben, sammeln Sie zunächst Informationen beim Lesen wichtiger Quellen. In welcher Form und nach welchem System Sie diese Informationen am besten festhalten, finden Sie in diesem Artikel heraus.

Wussten Sie, dass die British Library die größte Bibliothek der Welt mit über 150 Millionen Medien ist?

Interessant, oder? Aber ist diese Tatsache interessant genug, dass Sie sich in fünf Minuten noch daran erinnern? Wie ist es in fünf Monaten? 

Unsere Gehirne sind immer schwer beschäftigt. Eine Information im Langzeitgedächtnis zu speichern, bedarf einiger Wiederholungsschleifen. Selten kann sich das Gehirn deshalb an etwas ohne viel Aufwand erinnern. 

Wenn Sie viele Ideen für Ihre Forschungsarbeit ansammeln, können Sie sich nicht alleine auf Ihre Erinnerung verlassen. Sie benötigen ein System, das Ihnen dabei hilft, später die Information wieder zur Hand zu haben, wenn Sie Ihre Forschungsarbeit schreiben. 

Wir zeigen Ihnen verschiedene Methoden und unsere Empfehlungen, wann welche Methode am besten geeignet ist: 

 

1) Notizen im Originaltext 

Eine gängige Methode ist es, beim Lesen direkt in der Quelle Notizen zu machen. Wenn Sie Bücher lesen, schreiben Sie ihre Kommentare auf Klebezettel und versehen die passende Textstelle damit. Gehört das Buch Ihnen, unterstreichen oder markieren Sie wichtige Abschnitte direkt farbig. Zeitschriftenartikel aus Datenbanken drucken Sie aus, bevor Sie im Ausdruck von Hand markieren und annotieren. 

Obwohl diese Methode schnell und einfach ist, hat sie einige Nachteile. Ihre handschriftlich extrahierten Informationen sind direkt in Ihr Quellen-Material eingebettet. Das macht es schwierig, Ihre Annotationen isoliert zu betrachten und so mit den Ideen anderer Quellen zu vergleichen oder gegenüberzustellen.  

Der Vorteil dieser Methode ist, dass der Aufwand zu Beginn minimal ist. Ein Stift in der Hand genügt. Der Aufwand steigert sich jedoch deutlich, wenn Sie alle Ihre Materialien zusammenstellen möchten. Denn Sie müssen jede einzelne Quelle erneut zur Hand nehmen, wenn Sie Ihre Arbeit schreiben. Zusätzlich verlangen Sie auf diese Weise mehr von Ihrem Gedächtnis ab. 
 
Deshalb eignet sich diese Methode am besten für Kurslektüre. Notieren Sie Ihre Gedanken direkt beim Lesen, wenn Sie nur ein generelles Verständnis für den Text bekommen möchten.  

Möchten Sie hingegen den Text ganz genau kennen oder für ein längerfristiges Projekt verwenden, sollten Sie eine der folgenden Methoden bevorzugen. 

 

2) Die Karteikarten-Methode 

Diese Methode lässt Sie bestimmt an Ihre Schulzeit zurückdenken, als Sie zum ersten Mal Karteikarten in der Hand hatten. 

Beim Lesen schreiben Sie jedes Zitat oder jede Idee, die für Ihre Arbeit relevant sein könnte, auf eine Karteikarte. Auf dieser steht auch die Quellen-Information und die Seitenzahl. Sie könnten zusätzlich Meta-Informationen wie ein Schlagwort ergänzen, das Ihnen später dabei hilft, ähnliche Ideen zu gruppieren. Später legen Sie die Karteikarten auf den Boden und stellen Verbindungen zwischen ihnen her. Da Sie alle Ihre Karten auf einmal sehen, lassen sich diese kreativ nebeneinanderstellen und so neue Einsichten gewinnen. Die Organisation der Karten auf dem Boden verwenden Sie auch beim Schreiben für Ihre Arbeit.

Obwohl die Autoren von Paperpile diese Methode als "an analog tradition that falls flat in the digital world" abtun, erachten wir sie als wertvoll. Insbesondere für Anfänger, die kurze Forschungsarbeiten schreiben, ist sie ein guter Einstieg in die wissenschaftliche Denk- und Arbeitsweise. 
Vermeintlich “altmodische” Methoden, wie handschriftliche anstelle von getippten Notizen, verbessern laut einer aktuellen Studie die Merkfähigkeit von Informationen.  

Ein unaufhaltsam wachsender Kartenstapel ist auch ein visueller Beweis für die Ideen, denen Sie begegnet sind. Zu Beginn Ihrer Arbeit werden Sie sich nicht so fühlen, als ob Sie bei null anfangen. Denn Sie können die bereits gewonnenen Informationen sehen und anfassen. Auch wenn Sie die Karten gruppieren, überblicken Sie rasch, für welche Themen Sie viele Informationen gesammelt haben, und für welche nicht. 
 
Ein weiterer Vorteil der Karteikarten-Methode ist, dass Sie lernen, fremde Informationen und Quellen akribisch festzuhalten. So stellen Sie sicher, dass Sie später alle Details zur Hand haben, die Sie fürs Zitieren benötigen. Wenn Sie bei dieser Methode gründlich vorgehen, werden Sie mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht versehentlich plagiieren.  

Jedoch gibt es auch bei dieser Methode Haken.  

Für einige Wissenschaftsbereiche ist die Arbeit mit exakten Zitaten oder Ideen beim fortgeschrittenen wissenschaftlichen Arbeiten nicht die Praxis. Beispielsweise in den Naturwissenschaften wird vornehmlich ein Artikel im Ganzen zitiert und man sieht selten direkte Zitate.

Ist Ihr wissenschaftliches Fachgebiet textfokussiert, zeigt sich der Nachteil dieser Methoden im hohen Zeitbedarf. Wenn Sie einige neue Ideen auf nur einer einzelnen Seite entdeckt haben, kann es gut 20 Minuten dauern, diese handschriftlich auf Karteikarten zu übertragen.  

Während die Karteikarten-Methode bei kurzen Forschungsprojekten gut funktionieren mag, ist sie demnach für große Projekte wie eine Master Thesis oder Dissertation unverhältnismäßig. Bei einem solchen Projekt wären Sie in der Lage, einen ganzen Raum mit Karteikarten zu füllen! 
Ein weiteres Manko ist, dass Notizen und Ideen auf Papier keine gute Lösung für die Langzeitarchivierung sind. Auch nachdem das Projekt vorbei ist, müssten Sie die Karteikarten für andere Projekte aufbewahren. Selbst wenn Sie das machen, wie würden Sie eine Information wiederfinden, wenn Sie sich nur an den Autor oder ein Schlagwort erinnern?

 

3) Software als Unterstützung 

Ihre Zitate und eigenen Gedanken mit Hilfe einer Software festzuhalten und zu organisieren, bringt die Karteikarten-Methode ins digitale Zeitalter. Es gibt verschiedene Programme, mit welchen Sie Ihre Notizen und Ideen verwalten können. 

Zettelkasten ist ein Programm, das auf dem berühmten Luhmannschen Zettelkasten basiert. Mit dem Programm sammeln und vernetzen Sie Ihre Ideen. Allerdings lassen sich Zitate und Nachweise nicht direkt beim Schreiben in Word einfügen.

In Scrivener geben Sie einzelne Notizen ein, die Sie dann einfach anordnen können. Das gestaltet den Schreibprozess weniger linear, wie er typischerweise mit Word oder Writer wäre. Obwohl Scrivener ursprünglich für Romanautoren entwickelt wurde, kann die Software auch beim Schreiben einer Forschungsarbeit oder Dissertation hilfreich sein. Jedoch gibt es keine eingebauten Literaturverwaltungsfunktionen.

Citavi ist eine Software, die auf der Karteikarten-Methode basiert. Wörtliche und indirekte Zitate, Zusammenfassungen, Kommentare und Ihre eigenen Gedanken speichern Sie als Wissenselemente. Das Programm erleichtert besonders das Lesen von PDF-Artikeln, denn Sie markieren Text und  speichern ihn direkt als wörtliches Zitat. Sie werden dann aufgefordert, weitere Details zu ergänzen, die Sie auch auf eine Karteikarte schreiben würden, wie die Seitenzahl, die Kernaussage des Zitats, Kategorien oder Schlagwörter. Die Details des Titels für das Literaturverzeichnis, die Sie von Hand auf die Karteikarte schreiben würden, sind so automatisch mit dem Wissenselement verknüpft. In Citavis Wissensorganisation ordnen Sie Ihre Wissenselemente Kategorien zu und vergleichen sie. Ihre Kategorien und Wissenselemente fügen Sie einfach in Word ein, sodass das Schreiben gleich losgehen kann.

 

Ein Hinweis zum Schluss:

Wenn Sie sich für eine Software entscheiden, behalten Sie Ihren Forschungsbereich im Hinterkopf. In den Naturwissenschaften werden Sie merken, dass ein paar kleine Notizen pro Quelle genügen. Denn Sie möchten nur die Haupterkenntnisse einer Arbeit festhalten. Falls Sie bereits ein Literaturverwaltungsprogramm verwenden, bietet sich dafür das Notiz-Feld einer Quelle an. Arbeiten Sie jedoch in einer Disziplin, die sich intensiv mit Texten auseinandersetzt, könnte ein Programm wie Scrivener oder Citavi gerade richtig sein.  
 
Welche Methode finden Sie am effektivsten, um Ihre Ideen beim Lesen festzuhalten?
Verraten Sie es uns auf Facebook

Erstellt von: Jennifer Schultz – Veröffentlicht am: 28.08.2018
Tags: Wissen managen Besser arbeiten


Über Jennifer Schultz

Jennifer Schultz ist die einzige Amerikanerin im Citavi-Team, was ihr ihre Kollegen aber (normalerweise) nicht verübeln. Ihre Leidenschaft, Wissenschaftler bei ihrer Arbeit zu unterstützen, brachte ihr einen erfolgreichen Studienabschluss. Sie mag es aber auch, schwierige Sprachen zu lernen, draußen in der Natur zu sein und ihre Nase in ein Buch zu stecken.

Get a regular dose of research inspiration. Enter your email address to get bi-weekly emails whenever new content is added.