Konzentration, bitte!

Warum Sie Ihr Smartphone weglegen und Ihren Fokus schärfen sollten

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Denken Sie zurück an den Moment, als Sie völlig aufs Schreiben konzentriert waren und alles um sich herum ausgeblendet haben. Können Sie sich daran erinnern, wie Sie einfach geschrieben haben? Die Zeit verging wie im Flug und Sie haben es genossen, die Wörter aufs Papier (oder auf den Bildschirm) zu bringen.

Viele Menschen erleben diesen “Flow”-Zustand regelmäßig. Insbesondere bei der Arbeit an alltäglichen, wissenschaftlichen Aufgaben überkommt er sie, z.B. beim Schreiben eines Forschungsberichts, Lesen eines komplexen Artikels oder bei der Vorbereitung auf eine Prüfung. Wenn es nur nicht so schwierig wäre, in den Flow zu kommen. Nicht wenige greifen bei der kleinsten Schwierigkeit zum Smartphone, um schnell Instagram, aktuelle Nachrichten, das Wetter oder Mitteilungen von Freunden zu checken.

Auch wenn das harmlos erscheinen mag, ist der Blick auf das Smartphone, während man versucht fokussiert zu bleiben, ein doppeltes Problem.

  1. Kurzfristig hält Sie Ihr Smartphone offensichtlich von Ihrer aktuellen Aufgabe ab.
  2. Langfristig könnte es zur Gewohnheit werden, sich dieser Ablenkung hinzugeben und damit zukünftig generell schwierig, sich auf Aufgaben konzentrieren zu können.

Wir werden uns die beiden Probleme im Folgenden genauer anschauen und praktische Tipps für mehr Konzentration bei der Arbeit mit einem Literaturverwaltungsprogramm geben.

 

Smartphone-Nutzung und Konzentration auf Aufgaben

Es ist lange bekannt, dass das Gehirn Schwierigkeiten beim Multitasking hat. Die Ergebnisse einer Studie zeigen sogar auf, dass zu viel Multitasking mit der Zeit die Struktur des Gehirns verändern kann. Man kann im Multitasking auch nicht besser werden, indem man es öfter macht. Eine richtungsweisende Studie zum Multitasking zeigte, dass Menschen, die häufig multitasken am schlechtesten beim Wechsel zwischen verschiedenen Aufgaben waren. Über das Thema Multitasking haben wir in einem vorherigen Blog-Beitrag geschrieben und Tipps gegeben, um dagegen anzukämpfen.

Das Problem ist jedoch nicht nur darauf beschränkt, zwischen verschiedenen Aufgaben auf der To-Do-Liste hin und her zu springen. Es kann zum selben Effekt führen, wenn Sie Ihre Aufmerksam ständig von Ihrer eigentlichen Aufgabe abschweifen lassen hin zu einer Ablenkung, die Sie genießen: wie Ihr Smartphone.

Und wir greifen häufig zum Smartphone. Aktuelle Statistiken eines Mobilfunkanbieters aus Großbritannien haben gezeigt, dass Nutzer durchschnittlich alle 12 Minuten ihr Smartphone checken. Wenn die Ergebnisse früherer Studien korrekt sind, dass es bis zu 25 Minuten dauert, um nach einer Ablenkung wieder an der eigentlichen Aufgaben konzentriert weiterzuarbeiten, bedeutet das eine Menge verschwendeter Zeit, nur um den neuen Status Ihres Freundes anzuschauen. Das mag nicht generell ein Problem sein. Aber wenn Sie dringend eine Seminararbeit in der Nacht vor der Deadline fertigstellen müssen, ist jede Minute wertvoll.

Wie störend sind Smartphones wirklich? Eine medienwirksame Studie aus dem Jahr 2018 fand heraus, dass alleine die Präsenz des eigenen Smartphones im selben Raum die Konzentration senkte, während wir eine Aufgabe erledigten – und das sogar wenn das Smartphone ausgeschaltet war. Darüber hinaus war der Effekt bei denjenigen Teilnehmern am stärksten ausgeprägt, die am meisten auf ihre Smartphones angewiesen waren.

 

Konzentration ist wie ein Muskel

Die andere Seite des Problems ist, wenn Sie regelmäßig eine Aufgabe beim ersten Zeichen einer Schwierigkeiten unterbrechen, könnte dies Ihre Konzentrationsfähigkeit zukünftig verringern. Der Autor Cal Newport schreibt darüber ausführlich in seinem neuen Buch „Deep Work“ im Kapitel “Embrace boredom”. Er stellt einen guten Vergleich damit auf, dass Konzentration wie ein Muskel sei, der trainiert werden muss, um gut zu funktionieren. Seine Theorie ist, je mehr Sie es im Alltag, Büro oder Labor üben, sich selbst nicht ablenken zu lassen, desto einfacher fällt es Ihnen, sich zukünftig zu konzentrieren. Und zwar genau dann, wenn Sie es wirklich müssen.

Eine Technik, um der Versuchung zu widerstehen, ist Ihr Gehirn zu trainieren, während einer bestimmten Zeitspanne ohne Pause zu arbeiten. Es gibt viele verschiedene Methoden dafür. Eine ist es, die Zeit zu blockieren, indem Sie Ihren gesamten Tag in Zeit-Blöcke einteilen. Während eines Zeitblocks arbeiten Sie nur an der dafür bestimmten Aufgabe. Geben Sie sich beispielsweise eine Stunde, um einen Teil Ihrer wissenschaftlichen Arbeit zu schreiben. Am Ende der Stunde machen Sie eine Pause und gehen weiter zum nächsten Block, auch wenn Sie Ihre erste Aufgabe nicht komplett erledigt haben.

Über einen längeren Zeitraum mag diese Methode schwierig sein, insbesondere wenn Sie zu Beginn noch nicht daran gewöhnt sind, sich zu konzentrieren.

Wenn Sie merken, dass Sie mit einer Aufgabe einfach nicht anfangen können, ist eine der einfachsten Methoden um Ihren Fokus zu trainieren die Pomodoro Technique®. Bei der originalen Methode stellen Sie eine Küchenuhr in der Form einer Tomate (pomodoro auf Italienisch) auf 20 Minuten. Während dieser zwanzig Minuten arbeiten Sie intensiv und wenn die Küchenuhr klingelt, machen Sie eine kleine Pause. Sie wiederholen diese Vorgehensweise dann vier Mal. Die kurze Zeitspanne von zwanzig Minuten macht das Ziel erreichbar, auch für diejenigen unter uns, die wirklich Schwierigkeiten mit der Konzentration haben. Betrachten Sie es als eine hochintensive Übung für die "Fokusmuskulatur" Ihres Gehirns.

Auch wenn Smartphones die Ursache vieler Konzentrationsschwierigkeiten sind, könnten Sie für manche ebenso eine Lösung bieten. Viele neue Apps versprechen, dabei zu helfen, ihre Nutzer produktiver zu machen. Die Forest App beispielsweise lässt einen kleinen Baum auf Ihrem Bildschirm wachsen, wenn Sie sich für eine bestimmte Zeit auf eine festgelegte Aufgabe konzentrieren. Je mehr Durchläufe Sie durchhalten, desto mehr Bäume sehen Sie. Das gibt Ihnen eine schöne, visuelle Repräsentation dafür, wie Sie Ihren Fokus mit der Zeit trainiert haben. Während Forest Ihnen dabei hilft, Konzentration zur Gewohnheit zu machen, helfen Ihnen andere Apps dabei, Störungen zu eliminieren. Beispielsweise indem soziale Netzwerke blockiert oder Ihre Zeit darin limitiert werden.

An diesem Punkt ist es wichtig anzumerken, dass es nicht per se schlecht ist, soziale Netzwerke zu checken. Das Problem liegt darin, dass Sie eine Gewohnheit daraus machen, nach der Ablenkung zu greifen, wann immer Sie sich unwohl fühlen. Smartphones sind einfach eine allgegenwärtige Ablenkung, aber alles kann ablenken. Zum Beispiel lenkt Ordnungsexpertin Marie Kondo das Aufräumen vom Lernen auf eine Prüfung ab:

"Sie raffen die Kopien zusammen, die auf dem Schreibtisch herumliegen, Sie ordnen die auf dem Boden verstreuten Bücher in themenbezogene Stapel, Sie bearbeiten die Tastatur Ihres Computers mit einem Spezialreiniger - plötzlich sind Sie nicht mehr zu bremsen. Da werden schnell noch die Notizen und anderes Material im Regal sortiert, danach kommen die Schreibutensilien in den Schubladen an die Reihe und so weiter und so fort. Die Zeit vergeht im Flug und plötzlich ist es halb drei Uhr morgens. Als es endlich um den Schreibtisch herum ordentlich aussieht, fühlen Sie sich kaputt und schläfrig. Also nicken Sie ein und schrecken gegen fünf wieder hoch, raffen sich auf, um sich doch noch einmal richtig mit dem Stoff zu beschäftigen. Ich gebe es zu und möchte es auch nicht beschönigen: Genau das ist mein Ritual an Abenden vor Prüfungen." (Kondo 2019, 31-32)

 

Konzentration bei der Arbeit mit einem Literaturverwaltungsprogramm

Nicht alle Aufgaben, die Sie in Ihrer Literaturverwaltungs-Software erledigen, benötigen hohe Konzentration. Ihr Gehirn muss nicht auf Hochtouren laufen, wenn Sie eine ISBN oder Titeldaten eingeben. Jedoch sind das Lesen und Erstellen von Notizen bei einem schwierigen Aufsatz, das Formen einer Gliederung auf Basis Ihrer gesammelten Zitate oder der Beginn eines ersten Entwurfs Ihrer Arbeit alles geistig intensive Aufgaben. Und die profitieren von Ihrer Konzentration. Hier finden Sie meine Empfehlungen, um während der Arbeit mit Citavi konzentriert zu bleiben:

  1. Setzen Sie sich ein Ziel für die Zeit, die Sie mit einer Aufgabe verbringen wollen oder ein Ziel, was Sie fertigstellen möchten. Sie könnten eine Stunde einplanen, Ihre gesammelten Zitate zu gliedern oder die letzten Notizen für einen Zeitschriftenaufsatz zu erstellen.
    Beim Schreiben empfehlen wir, zeitbasierte Ziele zu setzen, denn es ist schwierig einzuschätzen, wie schnell Sie sein werden. Andernfalls würden Sie sich schlecht fühlen, wenn Sie in einer Stunde nicht Ihr Ziel erreichen, vier Seiten zu schreiben.
    Die Ausnahme ist, Sie haben eine unerbittliche, nahende Deadline.
    Der Fokus auf die benötigte Zeit nimmt jedoch den Druck, eine bestimmte Anzahl an Seiten schreiben zu müssen. Und indem Sie sich während der von Ihnen gewählten Zeitspanne konzentieren, werden Sie Ihre Konzentrationsfähigkeit beim Schreiben im Laufe der Zeit verbessern. Selbst wenn Sie nicht weiter kommen, hilft es Ihnen, Ihr Ergebnis zu verbessern.

  2. Wenn Sie nicht unbedingt während Ihrer Lernphase erreichbar sein müssen, schalten Sie Ihr Handy aus und legen Sie es so weit entfernt wie möglich – am besten in einen anderen Raum. Zu viele von uns greifen unbewusst nach unserem Smartphone, wenn wir gelangweilt sind oder uns unwohl fühlen. Ist es aus Ihrem Blick, werden Sie das nicht machen. Wenn Sie merken, dass Sie stattdessen im Web surfen, unterbrechen Sie Ihre Internetverbindung oder stellen Sie Ihren Computer auf Flugmodus. Wenn Sie mit einem Citavi Cloud-Projekt arbeiten, und planen in Ruhe offline zu lesen und zu annotieren, laden Sie zuerst Ihre PDFs herunter.

    Für Aufgaben, die eine Internetverbindung erfordern, wie Recherchen in Datenbanken, können Sie ein Programm verwenden, das Webseiten blockiert, die Sie dazu verführen, Sie abzulenken.

  3. Merken Sie, dass Ihre Gedanken schweifen, versuchen Sie die Pomodoro Technique®, um Ihre Zeit der vollen Konzentration eher zum kurzen Sprint als zu einem großen Marathon zu machen.
    Citavi-Nutzer Daniel Lutz macht das mit einem “Tomato Timer” Add-on für Citavi noch einfacher. Es ergänzt rechts unten in Ihrem Projekt eine kleine Tomate. Sie starten den Timer und nachdem 20 Minuten vergangen sind, wird die Tomate verschwinden und Sie können eine Pause machen. Sie finden das Add-on mit Erklärungen zur Nutzung hier. Es ist geplant, das Add-on in die Liste der in Citavi bereitgestellten Add-ons aufzunehmen.
    Testen Sie die Pomodoro Technique® (mit oder ohne Add-on), dann überspringen Sie nicht die Pausen nach Ihren 20 Minuten Arbeitsphase. Sie geben Ihrem Gehirn die Kraft, die es braucht, um die Konzentration als etwas Positives und nicht nur als eine Pflicht zu sehen.

  4. Zwingen Sie sich dazu, Ihre Verpflichtungen zu erfüllen. Wenn Sie gesagt haben, dass Sie für eine Stunde schreiben, bleiben Sie für eine gesamte Stunde dabei. Öffnen Sie keine anderen Anwendungen auf Ihrem Computer oder fangen Sie nicht damit an, zu lesen. Wenn Sie sich versprochen haben, dass Sie die letzten Notizen für einen Zeitschriftenaufsatz für Ihre kommende Vorlesung machen wollten, fangen Sie nicht mit etwas anderem an, bis Sie das erledigt haben.
    Das kann manchmal sehr schwierig und unangenehm sein. Wenn Sie sich aber selbst dazu bringen, sitzen zu bleiben und weiterzumachen (auch wenn Sie lange Zeit auf ein weißes Blatt schauen), fangen Sie an, den mentalen Muskel zu bilden, den Sie zum besseren Fokussieren brauchen. In der Zukunft wird das Ihnen viel leichter fallen!

  5. Belohnen Sie sich nach Ihrer Konzentrationsphase. Nutzen Sie die Zeit der Pause, um in den anderen Raum zu gehen und Ihr Smartphone zu checken. Oder bleiben Sie im analogen Modus und gehen Sie spazieren, holen Sie sich einen Kaffee oder plauschen Sie mit Ihrem Mitbewohner. Eine kleine Pause gibt Ihrem Gehirn die Chance, Energie zu tanken. Versuchen Sie deshalb, diesen Schritt nicht zu überspringen, bevor Sie mit Ihrer nächsten Aufgabe weitermachen.

 

Sich konzentrieren zu können, ist eine wichtige Fähigkeit im Leben. Wir hoffen, dass diese Tipps Ihnen dabei helfen, diese Fähigkeit mit der Zeit zu entwickeln.

Was sind Ihre Tipps, um konzentriert zu bleiben und Störungen zu vermeiden?
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Zur Vertiefung

Burnett, M. (Ed.) 2008. The 26th Annual CHI Conference on Human Factors in Computing Systems, CHI 2008: Conference proceedings ; April 5-10, 2008 in Florence, Italy. New York, NY: ACM.

Kondo, M. (2019). Magic Cleaning: Wie richtiges Aufräumen Ihr Leben verändert (40th ed.). Reinbek bei Hamburg: Rowohlt Taschenbuch.

Loh, K. K., & Kanai, R. (2014). Higher media multi-tasking activity is associated with smaller gray-matter density in the anterior cingulate cortex. PloS One, 9, e106698. https://doi.org/10.1371/journal.pone.0106698

Mark, G., Gudith, D., & Klocke, U. (2008). The cost of interrupted work. In M. Burnett (Ed.), The 26th Annual CHI Conference on Human Factors in Computing Systems, CHI 2008: Conference proceedings ; April 5-10, 2008 in Florence, Italy (p. 107). New York, NY: ACM. https://doi.org/10.1145/1357054.1357072

Newport, C. (2016). Deep work: Rules for focused success in a distracted world (Kindle Edition). New York, Boston: Grand Central Publishing.

Ofcom. (2018). Communications Market Report. Retrieved from https://www.ofcom.org.uk/__data/assets/pdf_file/0022/117256/CMR-2018-narrative-report.pdf

Ophir, E., Nass, C., & Wagner, A. D. (2009). Cognitive control in media multitaskers. Proceedings of the National Academy of Sciences of the United States of America, 106, 15583–15587. https://doi.org/10.1073/pnas.0903620106

Ward, A. F., Duke, K., Gneezy, A., & Bos, M. W. (2017). Brain Drain: The Mere Presence of One’s Own Smartphone Reduces Available Cognitive Capacity. Journal of the Association for Consumer Research, 2, 140–154. https://doi.org/10.1086/691462

Erstellt von: Jennifer Schultz – Veröffentlicht am: 29.01.2019
Tags: Zeit managen Besser arbeiten


Über Jennifer Schultz

Jennifer Schultz ist die einzige Amerikanerin im Citavi-Team, was ihr ihre Kollegen aber (normalerweise) nicht verübeln. Ihre Leidenschaft, Wissenschaftler bei ihrer Arbeit zu unterstützen, brachte ihr einen erfolgreichen Studienabschluss. Sie mag es aber auch, schwierige Sprachen zu lernen, draußen in der Natur zu sein und ihre Nase in ein Buch zu stecken.

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